Erschienen am: 1749732141
Schon gewusst?
Goethe gab Tipps zum Kolorieren von Landkarten
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) war nicht nur einer der größten deutschen Dichter, sondern auch ein begeisterter Naturforscher, der sogar Tipps zum Kolorieren von Landkarten gab.
Als der Jurist und Amateurgeologe Christian Keferstein (1784-1866) aus Halle um die Jahreswende 1820/21 die ersten Entwürfe seiner geognostischen Karte Deutschlands nach Weimar schickte, bat er darum, diese auch an Johann Wolfgang von Goethe weiterzuleiten. Keferstein erhoffte sich von ihm Ratschläge zur Kolorierung der Karten, die auf dessen Farbenlehre beruhten. Goethe erfüllte die Bitte Kefersteins gerne, denn er interessierte sich sehr für Geologie und brachte seine Erfahrungen aus der Kartierung Thüringens ein.
In den Annalen von 1821 schrieb Goethe über Kefersteins Kartenprojekt: "Die Absicht Kefersteins, einen geologischen Atlas für Deutschland herauszugeben, war mir höchst erwünscht, ich nahm eifrig teil daran und war gern, was die Färbung betrifft, mit meiner Überzeugung beirätig." Wie intensiv sich Goethe daraufhin mit der Kolorierung von Landkarten auseinandersetzte, zeigen seine Tagebücher. Am 17. März 1821 notierte Goethe "Kefersteins geologische Karte und ihre Färbung durchdacht" und am 18. März 1821 "vor Mittagessen: Überlegung der geologischen Karte, Tabelle der Farben".
Das Ergebnis der "Färbung der geognostischen Karte" beschrieb Goethe mit folgenden Worten in seinem Aufsatz über die "Bildung des Erdkörpers": "Der Hauptformation, welche Granit, Gneis, Glimmerschiefer mit allen Abweichungen und Einlagerungen enthält, erteilte man die Kaminfarbe, das reinste, schönste Rot; dem unmittelbar anstoßenden Schiefer gab man das harmonierende reine Grün; darauf dem Alpenkalk das Violette, auch dem Roten verwandt, dem Grünen nicht widerstrebend. Den Roten Standstein, eine höchst wichtige, meist nur in schmalen Streifen erscheinende Bildung, bezeichnete man mit einem hervorstechenden Gelbrot; den Porphyr andeuten sollte die bräunliche Farbe, weil sie überall kenntlich ist und nichts verdirbt. Dem Quadersandstein eignete man das reine Gelb zu; dem Bunten Sandstein ein angerötetes Chamois; dem Muschelkalk blieb das reine Blau; dem Jurakalk ein Spangrün und zuletzt ein kaum zu bemerkendes Blaßblau der Kreidebildung."
Kefersteins geognostische Karte wurde 1821 veröffentlicht. Die Farbgebung wurde später von anderen Geologen übernommen und erweitert. Goethes Farbgebung wird teilweise heute noch in geologischen Karten verwendet.
Literatur: Goethes Werke. Hamburger Ausgabe. Band XIII. Naturwissenschaftliche Schriften 1, München 1982, S. 605 und S. 281.